Verein am Limit: Hilfe beim Landkreis beantragt

Kann sich noch jemand an die kleinen Hamsterkäfige erinnern, die die Kinder früher hatten? Darin gab es oft ein kleines Hamsterrad. Der arme Hamster lief und lief und kam doch nirgendwo an.

So fühlen wir uns seit Wochen. Ständig klingelt das Telefon oder scheppert das Mailfach und meistens sind es kleine bis größere Katastrophen, die uns gemeldet werden. Höfe und Scheunen mit unkastrierten Tieren, hilflose Besitzer von Freigängerkatzen, die ständig von unkastrierten Katern tierarztreif geprügelt werden. Und uns rufen Menschen an, die ihre Augen vor dem Katzenelend nicht verschließen können, die Futterstellen eingerichtet haben und denen das Geld ausgeht, insbesondere weil die Tiere sich rasant vermehren.

In den letzten Monaten ist es weniger die Stadt Göttingen, sondern vermehrt der Landkreis, der uns Probleme macht. Besonders schlimm ist es in den Gemeinden Duderstadt, Rosdorf und Gieboldehausen. Aber auch aus Radolfshausen, Gleichen oder Bovenden erreichen uns Notrufe. Da es in den Gemeinden des Landkreises immer noch keine Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht gibt, können die Katzen keinem Halter zugeordnet werden. Und es wird immer schlimmer. Leider kommt das Problem in den einzelnen Gemeindeverwaltungen nicht an. Im Gegenteil: Man hätte kein Problem mit herrenlosen, unkastrierten Katzen, hören wir zu unserem Leid und dem der Katzen immer wieder.

Solange die Gemeinden des Landkreises keine Katzenschutzverordnungen erlassen und die Probleme weiter aussitzen, solange kommen kleine Tierschutzvereine weiter an ihr Limit – finanziell, personell als auch emotional.

In diesem Monat hatten wir Tierarztrechnungen in Höhe von fast 6.000 Euro. Obwohl wir ständig im Landkreis unterwegs sind – allein in Esplingerode (Duderstadt) haben wir bislang mehr als 25 Katzen eingefangen und kastriert – bekommen wir keinerlei finanzielle Unterstützung aus den Kommunen.

Da wir erhebliche Ausfälle durch die Coronakrise hatten (keine Spendendosen in den Geschäften, keine Flohmärkte, allgemein weniger Hilfebereitschaft), sahen wir uns jetzt gezwungen, einen Hilfeantrag beim Landkreis zu stellen. Vielleicht bekommen wir wenigstens auf diesem Weg einen kleinen Ausgleich für unsere hohen Kosten.

Zur Zeit stehen wir absolut mit dem Rücken zur Wand und müssen Hilfsanfragen zum Teil abweisen. Das ist frustrierend und unbefriedigend und macht uns Tier- und Katzenfreunde mürbe und traurig.

Ausnahmsweise bitten wir euch dieses Mal nicht um Spenden, sondern um politische Unterstützung. Sprecht eure politischen Vertreter, egal welcher Partei, auf das Problem an. Sagt ihnen, dass Tierschutz im Grundgesetz verankert ist und dass das Elend freilebender Katzen immer größer wird. Erzählt ihnen, dass wir dringend die Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht flächendeckend im Landkreis Göttingen benötigen. Wir holen schon lange keine gesunden Katzen mehr von der Straße. Selbst die Allerkleinsten kommen mit eitrig verklebten Augen und verschnupften Nasen zu uns. Das Katzenleben auf unseren Dörfen ist nicht wildromantisch, es ist hart, grausam und endet sehr früh und elendig.